Strafe lehrt uns nur strafen –
diesen Satz fand ich in einer (kirchlich ausgerichteten) Zeitung zu einem pädagogischen Thema. (EZ vom 15. 11. 2020 unter der Überschrift: Die Macht der Vergebung) Andererseits; Kann eine Ohrfeige – unmittelbar nach dem Fehlverhalten eines Kindes – nicht eindrücklich klarstellen, dass hier eine Grenze überschritten wurde? Das Kind weiß jetzt: Das darf ich nicht wieder tun. Es wird dressiert auf ein bestimmtes Verhalten. Aber wollen wir Dressur, ohne Einsicht in falsches Verhalten?
Mir fällt dabei ein, dass ich als Kind – im 2. oder 3. Schuljahr – einmal die Schule geschwänzt habe. Meine Mutter gab mir keine Entschuldigung mit. So musste ich selbst für mein Verhalten einstehen. Auf dem langen Weg zur Schule, etwa 20 Minuten zu Fuß, hatte ich genug Zeit, darüber nachzudenken, was ich dem Lehrer sagen sollte Es half nichts – ich musste meine Schuld bekennen.
Eine Strafe gab es nicht, ich wurde nicht einmal ausgeschimpft. Da purzelten gleich etliche Steine vom Herzen – und ich habe angefangen zu lernen, wie wichtig ist, für die eigene Schuld einzustehen. Das Tolle war: Ich bekam die Chance zu einem Neuanfang
Doris Semmler
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