Die Synodalen der 48. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg haben auf ihrer neunten Tagung in Rastede bei Oldenburg beschlossen, bis zum Jahr 2030 Einsparungen in Höhe von rund 124 Millionen Euro vorzunehmen. Grundlage ist ein vom Oberkirchenrat vorgelegter Maßnahmenkatalog zur Haushaltskonsolidierung. Darin werden auf rund 150 Seiten 88 Handlungsfelder beschrieben, in denen bis zum Jahr 2030 ein Einsparpotenzial von rund 124 Millionen Euro erreicht werden soll. Damit soll die oldenburgische Kirche bis zum Jahr 2030 einen ausgeglichenen Haushalt erreichen.
Die Synodalen haben mit ihrer heutigen Entscheidung den Maßnahmenkatalog zur Haushaltskonsolidierung zur Kenntnis genommen und die Weiterarbeit an der Haushaltskonsolidierung auf der Grundlage des Maßnahmenkataloges empfohlen.
In seiner Einbringungsrede hatte der Vertreter im Bischofsamt, Oberkirchenrat Thomas Adomeit, die Eckpunkte des Maßnahmenkataloges vorgestellt. Angesichts prognostizierter Einnahmerückgänge bei steigenden Ausgaben könnten die bisherigen Arbeitsbereiche nicht unverändert fortgeführt werden. Es seien zum Teil sehr schmerzhafte Konkretionen „durch die Orientierung an den Kostenstellen, somit finanzieller Natur.“ Diese Maßnahmen seien „eine Antwort auf die Frage, wie es weitergehen kann, um zukünftig finanziell handlungsfähig zu sein.“ Jetzt nicht zu handeln, sei falsch, betonte Adomeit.
Bei aller Reduzierung von Ausgaben gehe es aber nicht zuerst um einen Abbau von Stellen, „sondern wir werden es kaum schaffen, unsere Stellen zu besetzen“, hob Adomeit deutlich hervor. Es gehe um die Anpassung an die realen Bedingungen und die Ressourcen, die zur Verfügung stehen werden. „Wir brauchen unsere hauptamtlich Mitarbeitenden. Wir stehen auch jetzt schon vor der Herausforderung des Fachkräftemangels in Bereichen der Verwaltung, der Erzieherinnen, Pfarrer und Pfarrerinnen sowie Diakone und Diakoninnen.“ Dass Kürzungsmaßnahmen mit dem vermutlichen Übergang von Mitarbeitenden in den Ruhestand angegangen werden sollen, unterstreiche diese Grundhaltung.
Der Gemeinsame Kirchenausschuss hatte der Synode empfohlen, das im vorgelegten Maßnahmenkatalog beschriebene Einsparvolumen zu beschließen. Zudem hatte der Gemeinsame Kirchenausschuss beschlossen, dass er selbst die konstruktive Begleitung der Prozesse zur Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung übernehmen werde. Dazu will er sich Beratung durch Fachleute aus den entsprechenden synodalen Ausschüssen holen.
Auf der Herbsttagung der Synode sollen weitere Vorschläge zur Verwaltungsoptimierung, zu Baufragen und damit auch zu Standortfragen erörtert werden.
Der Finanzausschuss hatte ebenfalls empfohlen, das Einsparvolumen – so wie im Maßnahmenkatalog beschrieben – zu beschließen. Der Vorsitzende des Ausschusses, Manfred Pfaus, betonte, dass mit der Erstellung des Maßnahmenkatalogs die gewünschte transparente Entscheidungsvorlage für die Synode auf dem Tisch sei, auch wenn noch 7,1 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 offen seien.
Synode reduziert langfristig die Zahl der Pfarrstellen von 250 auf 173
Mit großer Mehrheit hat die Synode am Donnerstag beschlossen, bis zum Jahr 2030 die Zahl der Pfarrstellen von derzeit 250 auf 173 zu verringern. Durch diese Verringerung um 77 Stellen sind Einsparungen in Höhe von rund 71 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 möglich. In diesem Zusammenhang beschlossen die Synodalen, dass für den Rahmenpfarrstellenplan 2030 das einzige Kriterium die Anzahl der Gemeindeglieder sein soll. Pro Pfarrstelle wird mit Blick auf die Gesamtkirche eine Anzahl von 2.000 Gemeindegliedern zugrunde gelegt. Dieses Kriterium soll nach fünf Jahren überprüft werden.
Für den Entwicklungszeitraum von 2018 bis 2030 soll es aber möglich sein, Pfarrerinnen und Pfarrer auch über den Stellenplan hinaus in den Probedienst zu übernehmen, um einen Personalbestand auch über 2030 hinaus aufzubauen und sicherzustellen.
Über den Vorschlag, dass für gesamtkirchliche Aufgaben zehn Prozent der Gesamtpfarrstellen zur Verfügung gestellt werden sollen, entwickelte sich in der Synode eine engagierte Debatte, zu der mehrere Abänderungsanträge vorgelegt wurden. Nach eingehender Debatte beschloss die Synode, eine Entscheidung über die verschiedenen Anträge und Änderungsanträge zu vertagen. Die Synode beauftragte die Arbeitsgruppe zum Rahmenpfarrstellenplan 2030 bis zur Herbstsynode im November, eine oder mehrere Alternativen zu den Vorlagen zu erarbeiten, die hinsichtlich bestehender Pfarrstellen mit allgemeinem kirchlichen Auftrag eine Zuordnung zum Oberkirchenrat bzw. der Synode vorsieht.
Auch über den Beschlussvorschlag, den Kirchenkreisen die Pfarrstellen im Verhältnis der für 2030 prognostizierten Gemeindeglieder zuzuweisen, gab es eine längere Diskussion. Nach eingehender Debatte beschloss die Synode, dass den Kirchenkreisen die Pfarrstellen im Verhältnis der für die jeweiligen Kirchenkreise für 2030 prognostizierten Gemeindeglieder zugewiesen werden sollen.
In ihrer Einbringung des Rahmenpfarrstellenplans 2030 hatte Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk betont, dass es „ein sehr schmerzlicher Prozess“ sei, den Umfang des Pfarrdienstes reduzieren zu müssen. Die Arbeitsgruppe, die den Rahmenpfarrstellenplan erarbeitet hatte, habe diesen Schmerz thematisiert, doch sei sie sich der Verantwortung bewusst gewesen, eine Vorlage für die Synode, wie sie es in Auftrag gegeben hatte, zu erarbeiten. Es bleibe ein Gegensatz, der nicht aufzulösen sei: Einerseits stiegen die Kosten des Pfarrdienstes, andererseits müsste doch, weil die Säkularisierung der Gesellschaft voran schreite, mehr Pfarrpersonal zur Verfügung stehen, um Menschen die befreiende Botschaft von der Gnade Gottes vielfältig zu verkündigen. „Wie schön wäre es, wenn wir mehr statt weniger Pfarrstellen haben könnten! Das ist jedoch aus rationaler Einsicht nicht leistbar“, sagte die Oberkirchenrätin.
Weiterhin 40 Diakoninnen und Diakone im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
Bereits am Donnerstagabend beschlossen die Synodalen, dass langfristig 40 Diakoninnen und Diakone im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden sollen. Über die Stärkung der Kreisjugendausschüsse soll das Handlungsfeld stärker auf der Kreisebene und damit näher an den Kirchengemeinden verortet werden. Ein Alternativvorschlag der Steuerungsgruppe (Modell 2) fand keine Mehrheit. Das zweite Modell ging davon aus, dass lediglich 25 Diakoninnen und Diakone im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden und das Handlungsfeld insgesamt damit zentralisiert wird, also eine Steuerung durch das Landesjugendpfarramt ohne unmittelbare Beteiligung der Kreis- und Gemeindeebene erfolgt. Weitere 15 Diakoninnen und Diakone sollten in anderen Arbeitsfeldern eingesetzt werden.
Die Synodalen stimmten weiterhin einem Abänderungsantrag zu, dass die Anbindung der Dienst- und Fachaufsicht für den Kreisjugenddienst noch geklärt werden soll. Die Synode setzte dazu eine Arbeitsgruppe aus acht Mitgliedern ein, die die genauen Regelungen für das beschlossene Modell 1 (inkl. Dienst- und Fachaufsicht für den Kreisjugenddienst) entwickeln und der Synode spätestens im Frühjahr 2019 zur Beschlussfassung vorlegen soll.
Die rund 60 Synodalen sowie Gäste und Mitarbeitende der oldenburgischen Kirche tagten am 24. und 25. Mai im Evangelischen Bildungshaus Rastede. Auf der Tagesordnung der Synode standen weiterhin der Bericht über die Gemeindekirchenratswahl im März 2018, der Zwischenbericht aus der Arbeitsgruppe „Friedenskonsultation“ sowie ein Gesetz zur Änderung der Kirchenordnung der oldenburgischen Kirche, um zeitlich befristet neue Ordnungen, Arbeits- und Organisationsformen zu erproben, die von einzelnen Vorschriften der Kirchenordnung abweichen können sowie zahlreiche weitere Berichte aus den synodalen Ausschüssen.
Wahl einer neuen Bischöfin / eines neuen Bischofs für 22. September geplant
Neben der außerordentlichen Synodentagung zur Wahl einer neuen Bischöfin / eines neuen Bischofs am 22. September 2018 im Gemeindehaus der St.-Johannes-Kirche der Kirchengemeinde Osternburg, Pasteurstraße, wird die 48. Synode zu ihrer 10. Tagung vom 22. bis 24. November 2018 im Evangelischen Bildungshaus Rastede zusammenkommen.
Tagung mit bemerkenswerten Akzenten
Synodenpräsidentin Sabine Blütchen zeigte sich im Gespräch mit Journalisten zufrieden darüber, was und wie die Synode diskutiert und entscheiden habe. Es sei ernsthaft und sachbezogen diskutiert und mit großer Mehrheit, zuweilen auch einstimmig entscheiden worden. „Wir sind nun gut auf dem Weg für die Kirche und können als kirchliche Gremien zusammen mit viel Vertrauen an die Umsetzung gehen“, so Blütchen.
Oberkirchenrat Thomas Adomeit, Vertreter im Bischofsamt, betonte, die Synode habe Beschlüsse verabschiedet, „die die Kirche verändert haben. Die Umsetzung werden wir gemeinsam angehen.“ Der Ton und der Austausch der Debatten hätten mit dem Blick auf das Ganze bemerkenswerte Akzente gesetzt. Er sei erleichtert, dass die Synode den Maßnahmenkatalog mittrage. Damit werde die Verantwortung nunmehr auf mehreren Schultern gelegt. Dennoch gebe es – gerade im Blick auf die Umsetzung – keinen Grund zur Euphorie. „Aber es gibt eine Schneise, auf der wir weiter gehen können. Über die Art und Weise, wie die Synode die Entscheidungen auch inhaltlich mitträgt, bin ich sehr dankbar.“
Der Synodale Rüdiger Schaarschmidt, Vorsitzender des Ausschusses für Jugend und Bildung, kirchliche Werke, Einrichtungen und Öffentlichkeitsarbeit, sagte, die Jugendsynodalen hätten mit Leidenschaft und mit Ernsthaftigkeit ihre Interessen eingebracht. Auch wenn die Beschlüsse nicht ganz ihren Vorstellungen entsprochen hätten, seien die Kirchenkreise als Ebene gestärkt worden, auf der die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit verantwortet werden müsse.
Oberkirchenrat Detlef Muck-Büker betonte, dass die oldenburgische Kirche weiterhin handlungsfähig sei, sowohl in der Bildung als auch in der Diakonie. „Das, was wir tun, können wir absehbar gut machen“, so Mucks-Büker.
Weitere Informationen und Beschlüsse sowie Fotos zur Synodentagung finden Sie unter: www.kirche-oldenburg.de/kirche-gemeinden/synode/948-synode.html
Source: Kirche-Oldenburg