Wenn ich in einem Café sitze und jemand bestellt einen Earl-Grey-Tee, muss ich schmunzeln. Das führt mitunter zu erhöhtem Erklärungsbedarf. In „Star Trek – The Next Generation“ trinkt Captain Jean-Luc Picard mit Vorliebe Earl-Grey-Tee. Natürlich macht er den nicht selbst, sondern lässt ihn vom Replikator herstellen. Dazu sind drei schlichte Angaben nötig. Was? Welche Sorte? Temperatur? Und weil dies dutzende Male in der Serie vorkommt, kennt sicher jeder Fan die simplen Worte: „Tee. Earl Grey. Heiß.“ Bisschen absurd ist es schon, denn wer will schon kalten Tee?! Aber das kann so eine Maschine ja nicht wissen. 

Für Picard ist der heiße Earl Grey sowas wie ein Lebensbegleiter. Vor wichtigen Entscheidungen, bei ernsten Gesprächen, vor herausfordernden Missionen. Ich habe überlegt, ob ich auch sowas habe. So ein Lebenslangritual an guten und schlechten Tagen. Mir fallen meine Familie und Freunde ein. Menschen, mit denen ich gern mein Leben teile und Zeit verbringe. Aber da kommt hin und wieder jemand hinzu oder verlässt diesen Kreis. Tatsächlich ist mein Lebenslangritual an guten und schlechten Tagen meine Spiritualität. Das Gebet, der Gottesdienst, die Stille. Was ist es bei Ihnen?Beim Essen oder Trinken jedenfalls ändert sich mein Geschmack zu oft. Als bekennende Kaffeetrinkerin habe ihn aber doch mal probiert, den „Tee. Earl Grey. Heiß“. Aber der wird definitiv nicht mein Lebenslangritual. 

Daniela Surmann, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Willehad

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