„Sie sind der erste Mensch, mit dem ich seit drei oder vier Tagen spreche.“ Diesen Satz hört die Frau, die seit acht Jahren ehrenamtlich in der Telefonseelsorge arbeitet. Sie hat schon viele Schicksale ins Ohr gemalt bekommen.
Gescheiterte Lebensentwürfe, die abgebrochen sind.
Wenn der Partner stirbt – und man auf einmal alleine ist.
Alkohol, der zum falschen Freund wurde.
Der Jobverlust, der den totalen Verlust des Selbstwertgefühls zur Folge hatte.

Und dann ganz häufig das Thema Einsamkeit.

„Sie sind der erste Mensch, mit dem ich seit drei oder vier Tagen spreche.“

Wenn Menschen ihre Bindungen verlieren, wenn kein Familiennetz da ist, das trägt, dann ziehen sie sich zurück wie in ein Schneckenhaus, das immer dunkler wird.

Der Anruf bei der Telefonseelsorge oft mitten in der Nacht ist der beinahe letzte Versuch, der Einsamkeit zu entkommen.

Wie kann man hier helfen?  Oft bekommt man es gar nicht mit, dass sich jemand abkapselt. Und es ist so schwer, auf jemanden zuzugehen, der das am Ende gar nicht will.

Jesus hat uns aufgefordert, zu denen zu gehen, die am Rand stehen, die keinen mehr haben, die rausgefallen sind aus dem sozialen Netz. Ich könnte ja erst mal jemanden anrufen. Und sagen: „Wie geht es Ihnen? Ich habe sie schon drei oder vier Wochen nicht mehr gesehen.“

 

Stefan Stalling

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