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Der Abend des 19. Dezember begann ruhig für mich. Da wohnte ich noch in Berlin.
Irgendwann fiel mir auf, dass viele Krankenwagen vorbei fuhren. Und Polizei.
Ich schaute auf mein Handy. Freunde hatten geschrieben: „Geht’s Dir gut?“
Es war der Abend des Anschlags in Berlin auf den Adventsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche.
Kurz zuvor war ich noch dort.
Nun erhielten alle in der Nähe per SMS den Aufruf der Berliner Polizei, wir sollten sofort nach Hause zu gehen.
Ich ging stattdessen in unsere (Zwölf-Apostel-)Gemeindekirche, nah am Breitscheidplatz, und entzündete die Kerzen auf dem Altar.
Bald kamen Menschen durch die große, offene Tür: erschrocken, weinend, betend, schweigend.
Gegen 2 Uhr, die Kirche war nun leer, ging ich durch völlig verwaiste Straßen nach Hause.
Von ferne schon hörte ich einen Vogel. Er sang. Mitten in der Nacht. Ganz laut.
Auf einem Ast unter einer Laterne saß eine Nachtigall!
Es klang wie ein Trost, Zuversicht in der Unwirtlichkeit dieser furchtbaren Nacht in Berlin.
Ein Gesang, der für mich so viel Hoffnung hatte und so unbegreiflich war. Bis heute.
„Und plötzlich ist alles anders.“
Für mich im doppelten Sinn: Es gibt Trost, sogar in der dunkelsten Nacht.
Miguel-Pascal Schaar, Projekt Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven
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