„Ungeachtet dessen was auf ihm geschieht
geht der gute Mond noch immer stille
durch die Abendwolken hin… „
finde ich, unter dem Namen Georg Kein in einem Kinderbuch. Der Gedanke beschäftigt mich eine Weile. Dann vergesse ich ihn wieder. Nachmittags scheint die Sonne, im Garten wage ich mich auf dem matschigen Weg in die Nähe der Gemüsebeete. Was für ein Anblick! Ordentlich, dunkelrot und nachdrücklich haben sich dünne, rote Rhabarberstangen durch den schweren Boden ans Licht gedrängt. Kleine grüne Blätter wie Schirme über sich. „Ungeachtet dessen, was auf ihr geschieht,“ denke ich, „lässt die Erde den Rhabarber wachsen.“ Pragmatisch gesehen, ist das nichts Besonderes, kommt mir aber in diesem Jahr so vor. Jetzt, wo nichts selbstverständlich ist. Jetzt, wo wir neue, schwierige Erfahrungen machen, neue, andere Ängste verspüren. Zwischen den sprießenden Stockrosenblättern hüpft zutraulich das Rotkehlchen herum. Noch eine Freude. Normalerweise habe ich wenig Zeit für solche Betrachtungen. Normalerweise arbeite ich um diese Zeit. Aber: Ungeachtet dessen, was wir tun und lassen wird es Frühling.
Christa Bruns
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