Krieg hinterlässt Spuren. Immer. Das ist keine neue Erkenntnis. 

Auch mein Vater und seine Familie gehören zu den vertriebenen Flüchtlingen des 2. Weltkrieges. 

Angekommen in Roffhausen war das Leben schwierig. Hunger und Entbehrungen bestimmten den Alltag.

Bis mein Opa aus russischer Gefangenschaft zurückkam, war meine Oma mit vier Kindern alleinerziehend. Opa war Maurer und als er endlich da war, hatte er mit seinem Hausbau und auf dem entstehenden Olympiagelände gut zu tun. Auch an der kath. Kirche baute er mit. Die Vertriebenen hatten den katholischen Glauben in die Region gebracht. Hatten aber hier noch keine Kirche. Der Einstieg ins Familienleben war für meinen Opa anfangs schwieriger, als der Einstieg ins Berufsleben. Vater und Kinder waren sich fremd geworden.

Und doch wuchs man wieder zusammen. Familie war wichtig. Man hatte ja nur sich.
In beiden Zweigen meiner Familie sind Verletzungen der Seele geblieben. Mein Opa hat bis zu seinem Tod geträumt. Vom Krieg und der Gefangenschaft? Er hat es uns nicht erzählt. Seine Schreie in der Nacht habe ich als Kind allerdings gehört. Damals und heute, wurden und werden, die verwundeten Seelen nach Kriegen nicht ausreichend behandelt. Es sind zu viele. Deswegen: Es darf keine Kriege geben, dadurch zerstört sich die Menschheit selbst.   

Sabine Wistuba

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