Wenn ich allein dastehe – ohne dass mir jemand den Rücken stärkt, ohne dass jemand mit der gleichen Meinung mit mir aufsteht, dann ist das schwer für mich. Jedes Mal. Einzelkämpfermodus. 

Aber noch schwerer ist es, wenn jemand, der zum engen Freundeskreis zählt, einem in den Rücken fällt. Jesus ist das passiert. Judas hat ihn verraten. Und als ob es noch nicht schlimm genug wäre von einem Freund verraten zu werden, machen es zwei Dinge noch schlimmer.

Das eine ist der sprichwörtliche Judaslohn. Für seinen Verrat an Jesus erhielt Judas 30 Silberlinge. Er verrät seine eigene Sache für ein schäbiges Entgelt. So wenig ist ihm das Ganze, ist ihm sein Freund, wert. 

Das andere ist der Judaskuss. Als Judas Jesus im Garten Gethsemane einen Kuss gab, war das für die Soldaten das Zeichen, Jesus gefangen zu nehmen. Diese Geste ist zum Inbegriff des Verrats und der Falschheit geworden. Der Judaskuss ist deshalb ein so starkes Symbol, weil der Kuss in allen menschlichen Kulturen als Zeichen der Ehrerbietung, der Freundschaft und der Liebe gilt. Er ist etwas Zärtliches, Intimes und Liebevolles und wird in diesem Fall so pervertiert. Gibt es etwas, was noch mehr weh tun kann?

Daniela Surmann, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Willehad

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