Sascha hat bei der Verteidigung Mariupols beide Beine verloren. Dank zweier Hightechprothesen kann der schwer Kriegsverletzte wieder eigenständig gehen. Davor unerträgliche Schmerzen, die Amputation, monatelange Reha, Angst und Sorgen um den Papa und Ehemann. Kevin sieht man seine Verwundung nicht an. Seit seinem Einsatz in Mali leidet er an PTBS. Die posttraumatische Belastungsstörung raubt ihm den Schlaf, er meidet Menschenansammlungen, das Schlimmste sind die Panikattacken. Zwei von unzähligen Kriegsveteranen, die unter Einsatz ihres Lebens ihrem Land als Soldaten dienten. Wer denkt eigentlich an sie? In der Politik mehrten sich zuletzt die Stimmen, die sich für die Einführung eines Veteranentages für Bundeswehrangehörige aussprachen. 

Gestern begingen wir den Volkstrauertag zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt, besonders in beiden Weltkriegen. Aber was heißt „wir“? Viele Menschen nehmen von den Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen an den Mahnmalen überall in unseren Orten überhaupt keine Notiz. Oftmals versammeln sich ein paar Offizielle, dazu eine Abordnung der Feuerwehr oder eine Gruppe anderer Uniformierter zur Kranzniederlegung. Appelle wie „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ oder „Sucht Frieden“ verhallen im Novemberwind.

Brauchen wir mehr Gedenktage oder mehr Bereitschaft zu gedenken? Andere Formen, die Beteiligung von jungen Leuten… Der Volkstrauertag will gerade kein Heldengedenktag sein. Deshalb bietet er sich für eine Würdigung der Veteranen aus unserer Mitte an. 

Christian Scheuer

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