Wenn du noch eine Mutter hast … Bestimmt kennen Sie den Satz.
Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden. Das ganze Gedicht von Friedrich Wilhelm Kaulisch hat sieben Verse, berühmt ist aber nur der erste.
Väter und Mütter sagen das ihren Kindern, wenn sie ein bisschen drohen wollen. Denkt an eure Mutter, soll das heißen. Vergesst sie nicht. Kümmert euch um sie. Wenn du noch eine Mutter hast … dabei sind Stimme und Zeigefinger leicht erhoben. Manchmal zittern sie: Eines Tages nämlich hast du die Mutter nicht mehr. Das ist nur wahr.
Kann man nach dem Kalender lieb haben? Natürlich nicht. Das haben Mütter nicht verdient. Wenn’s nicht aus dem Herzen kommt, dann nützt der Muttertag auch nichts. Vielleicht der Blumenindustrie, aber sonst? Mutterliebe braucht etwas anderes als den Kalender. Liebe soll ich einsehen, sonst finde ich sie nie. Für’s Einsehen muss ich ein bisschen nachdenken. Wie war das, als ich ein Kind war? Wer hat aufgepasst? Wer hat mich beschützt, getröstet, angespornt. Darum geht es. Wer hat mich in den Arm genommen, das Pflaster geholt, das Essen gemacht? Wer hat oft verzichtet um der Kinder willen? Bei mir war’s die Mutter.
Klaus Elfert
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