Sie hat 81 Winter erlebt. Nun ist sie friedlich eingeschlafen. Auf dem Friedhof ist alles weiß und zentimeterdick eingeschneit. Nur das Loch für die Urne ist tiefschwarz in den Boden gebohrt. Ein dunkler Fleck im unberührten Winterfrieden. Es ist ein trauriger Abschied. Aber es ist auch ein Abschied voller Frieden und Dankbarkeit für ein langes und sehr gesegnetes Leben und Zusammenleben. Ganz rein und seelenverbunden steht die Familie im Kreis.

Und dann der Ehemann auswendig einige Verse von einem Wintergedicht von Theodor Fontane, das seine Frau sehr geliebt hat:

Alles still! Nichts hör ich klopfen
als mein Herze durch die Nacht –
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

Und dann nimmt er einige Hände voll Schnee und pudert das dunkle Loch weiß ein. Eine spielerisch fröhliche Scheefontäne legt sich über das Grab. In der Bibel heisst es: Aus der Dunkelheit soll ein Licht aufleuchten! So hat Gott es in unseren Herzen hell werden lassen. Das wünsche ich uns in diesen Wintertagen: Das auch an die schmerzhaften und dunklen Flecken Licht kommt.

 

Bernhard Busemann, Pastor der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven

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