Ich mache mit Ihnen in dieser Woche einen kleinen Spaziergang. Wir gehen durch die Seitenstraße einer Stadt in unserer Region. An einem Haus steht auf dem Glas jeder Fensterscheibe ein besonderer Spruch. Ich laufe an den Scheiben entlang und lese aufmerksam jeden der Sprüche. Hier, dieser spricht mich unmittelbar an. Auch deshalb, weil ich ihn gut kenne: „Sei klug und halte Dich an Wunder.“ Unwillkürlich muss ich an scheinbar ausweglose Situationen in meinem Leben denken. Momente, an denen ich dachte, jetzt geht es nicht weiter. Ratlos, angstvoll, unsicher. Da kommt dieser Gedanke von Mascha Kaléko daher und erdet mich. Und ich denke an verzweifelte Menschen, denen dieser Gedanke zum Trostgedanken geworden ist, zur Stütze und zum Halt. Wenn auch nur für den Moment. 

Der Gedanke steht in der letzten Strophe eines Gedichts: „Zerreiß deine Pläne. Sei klug Und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet im großen Plan. 

Jage die Ängste fort Und die Angst vor den Ängsten.“

„Rezept“ ist das Gedicht überschrieben, vielleicht das Rezept für das Leben von Mascha Kaléko. Und immer wieder auch für mein Leben. Der Satz ist wie ein Schatz, den ich auf meinen Weg mitnehme: „Sei klug und halte Dich an Wunder.“ 

Rüdiger Schaarschmidt

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