Meistens fängt sie im Bauch an. (Zumindest bei mir.) So als wenn ein Gewitter aufzieht und es in der Ferne schon grummelt.

Meistens ist sie unaufhaltsam. (Zumindest bei mir.) Als wenn eine aufgepeitschte Welle über mich hinwegfegt.

Meistens ist es danach still. (Zumindest bei mir.) Als wenn der Orkan vorbei ist und nur das Chaos noch an ihn erinnert.

Wut.

Wut ist heftiger als Ärger und schwerer zu beherrschen als Zorn. Wut kommt von innen. Wut ist hart, unnachgiebig, ehrlich. Wut ist nicht erwünscht. Ein Wutausbruch steht für Charakterschwäche. Darf ich also nicht wütend sein? Muss ich Dinge, die mich wütend machen, schlucken? Ich finde, das geht gar nicht. Wenn zum Beispiel Menschen ihre Position ausnutzen und übergriffig werden und damit das Leben eines anderen bis ins Mark schädigen, kann ich das nicht schlucken. Dann werde ich sauer. Und ich möchte meinen zurecht. Nix mit lächeln! Nix mit lieb sein! Dann ist Tacheles angesagt. Und danach? Dann kommt die Stille. (Zumindest bei mir.) Und das Aufräumen. Wieder aufbauen, vermutlich anders als vorher. Den ausgespülten Dreck wegkehren. Und dann muss es gut sein. Wer an Wut festhält, tut sich keinen Gefallen. Wut muss Versöhnung nach sich ziehen. (Versöhnung mit mir, mit dem anderen, mit Gott.) Das bedeutet, die Kontrolle wiederzubekommen. So schwer das auch sein kann.

 

Daniela  Surmann, Pastoralassistentin in der Pfarrei St. Benedikt

Hören Sie diesen Beitrag bei Radio Jade:
Alle Beiträge im Überblick | RADIO JADE