In dieser Woche begleitet uns „Der andere Advent“. In diesem besonderen Kalender gibt es für jeden Tag eine Doppelseite. Zu einem Bild ist jeweils ein passender Text gestellt. An diesem Tag ist auf einer Seite das Foto von einem Abendbrottisch zu sehen. Ein Holzbrett mit Brot, dazu ein Teller mit Käse, Schinken und Tomaten. Teller, Becher und Besteck gehört auch dazu. Noch sitzt hier niemand. Darüber unter der Überschrift „Tischgemeinschaft“ ein Text: „Was meine Mutter mir am intensivsten vermittelt hat, war die Nächstenliebe. In der Notzeit nach dem Krieg klopften Kriegsversehrte an die Tür, denen fehlte ein Arm oder ein Bein. Sie verkauften Nadeln und Garn. Wenn meine Mutter öffnete, und das tat sie immer, sagten die: „Guten Tag junge Frau“. Meine Mutter bat sie herein und platzierte sie am Küchentisch, wo ich meine Schularbeiten machte. Die Leute rochen nicht gut. Sie hatten Hunger. Meine Mutter sagte: Geld gebe ich keines. Ne Schnitte Brot oder ne einfache Milchsuppe, die hätte ich. Ich habe sie später mal gefragt: Weshalb machst Du das? Lass sie doch draußen warten und bring ihnen die Schnitte Brot raus. Da hat sie gesagt: Man zwingt Menschen nicht, im Stehen zu essen. Das vergesse ich mein ganzes Leben lang nicht. Du akzeptierst den Menschen, der am Tisch essen darf. So stelle ich mir das Abendmahl Jesu vor: Alle sind eingeladen, wer kommt, ist eine Überraschung und alle werden satt. An diesem Tisch entsteht eine Gemeinschaft auf Zeit. Vielleicht für die Ewigkeit.

Rüdiger Schaarschmidt
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