„Das dauert ja ewig; ewig und drei Tage.“ Das Stöhnen des Konfirmanden ist bis auf die Kanzel zu hören. Die Predigt nimmt wieder mal kein Ende. Für die Pastorin ist noch längst nicht alles gesagt. Ihr hat man beigebracht: „Du darfst über alles predigen, aber nicht über 15 Minuten.“ Planmäßig setzt sie nach 12 Minuten zum großen Finale an. Da ist der Konfi schon längst ausgestiegen.

 

Was ist das rechte Maß? Wie lange können wir zuhören? Die Gewohnheiten ändern sich. Hier bei uns an der Küste sind manche alten Kanzeln mit Eieruhren ausgestattet. 30 min läuft der Sand durchs Glas. Das sollte damals das rechte Maß für eine anständige Predigt sein. Heute muss es mit 90 Sekunden im Radio gut sein. Sonst zappen die Leute weg. Der Newsticker rattert unaufhaltsam weiter, wir haben am laufenden Band Informationen zu schlucken. Von aufnehmen oder verarbeiten kann nicht mehr die Rede sein. Kein Wunder, wenn man da dicht macht. Kein Wunder, wenn vieles an der Oberfläche bleibt. Kein Wunder, wenn sich immer mehr Menschen nach einem offenen Ohr und etwas mehr Geduld sehnen.

 

Der Ewige hat diese Geduld, heißt es im 2. Petrusbrief: „Vor dem Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde.“

 

Christian Scheuer, Kreispfarrer des Ev.-luth. Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven

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