Vor einigen Jahren haben wir eine Jugendfreizeit in England durchgeführt, mitten im Hochsommer. Natürlich waren wir  auch in London. In der City Londons wollte sich einer unserer  Jugendlichen Geld aus einem Geldautomaten ziehen. Eine riesige Warteschlage. Genau neben dem Geldautomaten saß ein obdachloser Mann, der eine zerlumpte britische Militäruniform trug. Viele beachteten ihn nicht, andere warfen ganz beiläufig Kleingeld in seine zerrranzte Blechdose. Aber was dann unser Teilnehmer tat, nach dem Er sein Geld aus dem Automaten zog, war schon bemerkenswert. Er nahm eine Pfundnote, beugte sich runter und legte umsichtig den Geldschein in die Dose.

Einen Augenblick Stille und dann eine weinende Stimme, -„God bless you“-, das war nicht banal, nicht eben so, sondern von ganzem Herzen. Da wurde ein kleines Segenswort gegeben mit großer Wirkung. Am Ende waren wir beschämt und der Tag verlief etwas nachdenklicher. Ich denke manchmal zurück an diese unscheinbare Episode und frage mich, wer eigentlich hier der Beschenkte war. Segen von unten aus der Gosse. Für mich als Diakon immer wieder Thema und Ansatz, Herausforderung und Überwindung. Kein hochfeierlicher Segen. Ich wünschen ihnen, aber auch unsere Kirche solch ein Segen von unten, denn dieser Segen ist so erdig mit dem Boden verhaftet, und manchmal versinkt uns schon bei Kleinigkeiten der Boden unter den Füßen.

 

Fredo Eilts

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