Das bekannte Bild vom Meer und der aufgehenden Sonne in der Christus- und Garnisonkirche hängt derzeit nicht allein im Altarraum. Im Rahmen einer Ausstellung schwebt in diesen Passionswochen ein großformatiges Gemälde mit dem Titel „Boatpeople“ in der Vierung. Der Künstler Bernd Nöhre hat einen Vater gemalt, der sein Kind ganz fest im Arm hält. Beide stehen an der Reling eines mächtigen Stahlschiffes. Die Stimmung an Bord ist grau und trist. Die Gesichter nehmen uns mit in die Tiefen der Seelen von Menschen, die auf der Flucht sind. Man sieht die grenzenlose Sehnsucht in den Augen glänzen. Aber auch die nackte Angst. Was mich besonders beeindruckt ist das Wechselspiel der beiden Bilder in der Kirche. Das eine aus der Zeit nach dem ersten verheerenden Weltkrieg. Das andere aus unserer Zeit. Brandaktuell. Sichtbar ist in beiden Bildern die menschliche Sehnsucht nach Frieden und Licht jenseits des Horizontes. Der Vater und der Sohn scheinen irgendwo in der Ferne ein ganz großes Stück Hoffnung zu entdecken. Aber sie schauen dabei auch diejenigen an, die das Bild betrachten. Die Suche nach dem großen Frieden wird somit zu einem gemeinsames Projekt. Das ist gut.
Bernhard Busemann, Pastor der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven
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