Tönnies Umsen war der alte Fährmann zu Heppens. Als Weihnachten 1717 die große Sturmflut kommt, fließt das Wasser auch in sein Haus. Mit seiner Frau, seinem Sohn und dessen Frau verbarrikadiert er sich oben auf dem Dachboden. Das Wasser aber steigt weiter und Tonnies Umsen schneidet ein Loch in das Strohdach seines Hauses. Die Familie setzt sich oben auf das Dach, klammert sich fest,
auch als das ganze Dach sich löst und in den Fluten mitgerissen wird. Als sie an einem Stück Deich vorbeitreiben, das noch nicht überspült ist, springen sie vom Dach, haken sich ein, um gemeinsam dem Sturm standzuhalten. Das Dach ihres Hauses treibt aufs Meer und geht unter.
Tönnies Umsen und seine Familie überleben die Weihnachtsflut von 1717. Viele andere schaffen es nicht. 9000 Menschen kommen um an der Nordseeküste. In diesem Jahr wird in vielen Kirchen rund um den Jadebusen der Weihnachtsflut gedacht. Die Heppenser Kirche als Sturmflutkirche auf der Wurt erinnert mit einer Kunstinstallation aus Sandsäcken und vielen anderen Veranstaltungen an diese Katastrophe. Die Weihnachtsflut 1717 erinnert daran: kein Land ohne Deich.
Rainer Claus, Pastor der Heppenser Kirche
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