Ich begleite Sie in dieser Woche mit dem „anderen Advent“. In diesem besonderen Adventskalender gibt es für jeden Tag eine Doppelseite. Ein Text ist jeweils zu einem passenden Bild gestellt.
Ich lese hier über die Seelenbank. Da trifft ein Wanderer auf seinem Weg auf einen älteren Mann auf einer Bank. Die beiden grüßen sich freundlich. Auf die Frage, ob er sich neben ihn setzen dürfe, antwortet der alte Mann: „Das geht leider nicht. Meine verstorbene Frau sitzt neben mir. Wir können sie nicht sehen, aber sie ist da und ich spüre sie. Bevor sie starb, hat sie immer gesagt: `Wenn ich nicht mehr bin, dann gehe ich zur gewohnten Zeit zu unserer Bank. Ich werde da sein. Aber komm nicht bei Regen! Ich will nicht, dass du nass wirst`. Und so ist es gekommen. Ich nenne sie deshalb unsere Seelenbank.“ Der Wanderer nickt verständnisvoll und geht weiter. In den folgenden Wochen wiederholt sich das Ritual. Irgendwann sitzt der alte Mann nicht mehr alleine, sondern mit seinem Sohn dort und dann irgendwann ist nur noch der Sohn da.
Die Geschichte ist mir nahe gekommen. Wo sind eigentlich meine Erinnerungsorte zu Menschen, die nicht mehr da sind?
Gibt es für Euch Orte, an denen Ihr Euch gewollt oder ungewollt mit Menschen zusammensetzt, die nicht mehr da sind?Vielleicht ist das ein Thema für später am Küchentisch oder abends zu zweit auf dem Sofa.
Rüdiger Schaarschmidt
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