Auf den letzten Kilometern zieht am Himmel schon das Morgenrot herauf. Schön wird’s, ein Sommertag. Doch wo ist die Nacht geblieben? Nachts reisen, wenn die Wege frei sind und wenig los ist. Für die einen eine gute Alternative, für andere eine Anfechtung. Unterwegs bloß nicht einschlafen, den Umstieg verpassen oder beim Sekundenschlaf von der Straße abkommen.

„Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?“ beklagt sich Jesus bei Petrus, während er mit Gott im Garten Gethsemane ringt, ob der bittere Kelch des Kreuzes nicht an ihm vorübergehen könnte. „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, lautet die sprichwörtliche Entschuldigung. Uns fallen immer wieder die Augen zu. „Wachet und betet“, fleht Jesus sie in seiner Not dreimal an. Aber die Jünger verschlafen fast noch seine Gefangennahme. 

Durchmachen, das ist für Jugendliche ein Partysport und eine Challenge. Für Schichtarbeitende Pflicht und Anspruch. Beistand an Betten und in Not, in der Telefon- und Chatseelsorge leisten Nacht für Nacht Pflegende und Ärztinnen, Angehörige und Freunde, Nachbarn und Ehrenamtliche. Sie wachen und, wen wundert’s, sie beten auch: Zum Himmel, nach Jerusalem oder Mekka. Egal, solange sie darauf vertrauen, dass ihr „Hüter nicht schläft noch schlummert.“ (Psalm 121,4) 

Christian Scheuer

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