Loslassen ist ganz schön schwer. Letztens haben wir uns von unserem Sohn verabschiedet, der zum Lernen und Arbeiten nach Großbritannien aufbrach. Als wir am Busbahnhof standen und der Bus losfuhr war mir schon ziemlich mulmig. Haben wir alles bedacht. Wird das auch alles klappen mit dem Umsteigen. Wird er gut ankommen? Kannich noch was tun? Hätteich noch was tun können? Am nächsten Mittwoch meldet er sich: Angekommen! Hat alles gut geklappt. Braucht Euch keine Sorgen machen. Wie schön. Ich bin beruhigt.

Ich denke an die jungen Frauen und Männer, die bei uns in der gemeinde ankommen. Manchmal knapp über 20, manchmal auch unter 18. Die Rechtssprache nennt sie unbegleitete Minderjährige. Was für ein Mut steckt oft dahinter, den Weg aus der Heimat zu gehen. Aber was für eine Verzweiflung auch. Und was für Gedanken werden sich Familien und Freunde oft machen. Und wie hilflos werden sie über die Distanz sein. Mir fällt Karim ein, ich verstehe ihn nicht so gut, aber er meldet sich immer mal wieder. Als er mich vor ein paar Wochen mit meinem Sohn sah, sagte er zu mir: ich beneide Dich um deine Familie.

Das habe ich verstanden.

 

Frank Morgenstern

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