„Michel war ein Lausejunge, aus ´nem Dorf in Schweden …“ Mit seinen blauen Augen und dem hellen wolligen Haar könnte man ihn fast für einen Engel halten – wenn er schläft. Denn wenn er nicht schläft, hat er mehr Unsinn im Kopf als irgendein anderer Junge in ganz Lönneberga, ganz Småland, ganz Schweden oder vielleicht sogar auf der ganzen Welt.

Mir tut Michel immer ein bisschen leid, wenn er wieder in den Tischlerschuppen flüchten muss. Er meint esnie böse, sondern will nur helfen. Mit kindlicher Logik – durch Versuch und Irrtum. Als er seine kleine Schwester, den Fahnenmast hinaufzieht, damit sie ganz Lönneberga sehen kann. Oder als er versucht, seinen Freund Alfred zu retten und nachts allein mit ihm durch den Schneesturm fährt. Oder als er das große Festessen auf Katthult für die Bewohner des Armenhauses veranstaltet, das eigentlich für den Besuch der Verwandten gedacht war.

Seine Beweggründe sind immer gut, doch er eckt meistens an und wieder heißt es: „Immer dieser Michel!“ 

Astrid Lindgren beschreibt so liebevoll, was mir ein Stück weit verloren gegangen ist: Dass bei Kindern nicht alles in erwachsenen Bahnen verlaufen kann, dass da ein Überschuss an Lebendigkeit und Fantasie ist. Durch ihre Figuren zeigt sie: Gott liebt dich so wie du bist. Die Barmherzigkeit, die von Gott ausgeht, die soll bei den Menschen weitergehen. 

Und was wurde aus Michel? Astrid Lindgren beschließt ihr Buch: „Michel brachte es weit in seinem Leben und wurde Gemeinderatspräsident und der beste Mann in ganz Lönneberga.“

Nicole Ringsdorf
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