Am Sonnabend feiern wir die Reformation, unsere evangelische Kirche.
Warum tun wir das? … Weil wir der Reformation den Gemeindegesang verdanken. Der alte Gottesdienst wurde von Priestern, Vorsängern und Chören gestaltet, die Gemeinde hat nur zugehört.
Wenn Sie im Urlaub mal in Griechenland, Rumänien oder Russland sind, können sie das in Orthodoxen Gottesdiensten erleben. Da hört man ehrfurchtsvoll zu und staunt. Da singen die Aktiven für uns die Göttliche Liturgie. … Das ist auch mal ganz schön, aber auf Dauer stärkt es mich nicht im Glauben.
Für mich gehört es einfach dazu, dass nicht Einzelne für andere den Gottesdienst feiern, sondern wir alle eingeladen sind, gemeinsam zu feiern, – darum auch alle wichtig sind. Jede Stimme zählt. Auch ich mit meiner Stimme bin wichtig! – Ein Teil des Ganzen, nicht nur Zuhörer und Konsument. Und zugleich ist der Gemeindegesang zur Orgel gnädig.
Wenn ich mal einen anderen Ton singe, klingt das Ganze immer noch schön. Ich darf mich vom Gemeindegesang tragen lassen und gehöre dazu: – Ich bin beteiligt! –
Im Gemeindegesang wird so sinnlich erfahrbar, was Luther und die Reformatoren das „Priestertum aller Gläubigen“ genannt haben.
Dietrich Schneider, Pfarrer in der Thomaskirche Wilhelmshaven
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