Eine Bekannte sprach mich an. Sie war entsetzt. Nein, Ostern ohne Gottesdienst, das könne doch nicht sein! Jedoch: Die Kirchen wurden geschlossen, für Wochen, ja Monate.     

Gefragt waren neue Ideen: Briefe an die Gemeindemitglieder, Zettel mit Botschaften an den Kirchentüren, Verbreitung von Vorschlägen für Gottesdienste und Andachten zu Hause, Fernseh- und Radiogottesdienste und Intensivierung von Kontakten per Telefon und Internet,   

Aber: Besuche mussten unterbleiben, Heime blieben verschlossen und  die Begleitung Kranker war kaum möglich. Sterbende mussten manches Mal ohne Beistand bleiben

Und doch geschah – kaum merklich – ein Wunder: gemeinsam wollte man diese Zeit überstehen, in jüdischer, christlicher und muslimischer Tradition. „Suchet der Stadt Bestes“, heißt es bei dem Propheten Jesaja. (29,7) Menschen sollten bewahrt bleiben, auch in Corona-Zeiten. Alte und Schwache sollten geschützt werden. Hilfen wurden angeboten für die, die zu Hause bleiben sollten oder mussten.       

Eine Bekannte hatte einen hohen Geburtstag. Die Feier musste unterbleiben, aber der Freundeskreis hatte sich abgesprochen: Sie kamen, aber immer einer nach dem anderen, ohne das sie einander begegneten. So blieben die Regeln gewahrt.     

Bei geschlossenen Türen in Kirchen, Synagogen und  Moschen entstand Gemeinschaft neu – für mich das eigentliche Wunder.  

Doris Semmler

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