Junge, komm bald wieder – wenn sie abends den alten Shanty von Freddy Quinn auflegt, dann wird ihr ganz schwer ums Herz. Ihr Junge kommt nicht wieder. „Du bist nicht länger meine Mutter“, hat er gesagt und die Haustür von außen hinter sich zugezogen. Das ist 34 Jahre her. Sie hat ihn nie wieder gesehen. Sie war nicht immer gut zu ihm, sie war überfordert, allein, pleite. Sie macht sich bis heute Vorwürfe. Wenn die Schuldgefühle sie quälen, dann greift sie zum Hörer und wählt die 0800-111-0-111, da kann sie aussprechen, was sie bedrückt, anonym, verschwiegen. Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge sind gute Zuhörer, keine Besserwisser, die können den Schmerz mit aushalten, statt einen zu vertrösten.
Unsere Telefonseelsorgestation in Wilhelmshaven hat 35 Mitarbeitende, die ehrenamtlich von früh bis spät Dienst tun. Gerade sind sieben Neue dazugekommen. Über ein Jahr lang sind sie für ihre anspruchsvolle Aufgabe ausgebildet und vorbereitet worden. Geleitet wird die Station von einer speziell geschulten Psychologin. „Junge, komm’ bald wieder, bald wieder nach Haus’,
Junge, fahr’ nie wieder, nie wieder hinaus. Ich mach’ mir Sorgen, Sorgen um dich, denk’ auch an morgen, denk’ auch an mich!“ Keine Sorge, wenn es wieder soweit ist, anrufen.
Christian Scheuer, Kreispfarrer des Ev.-luth. Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven
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