Was gehört für mich zur Kirche, was ist mir besonders wichtig, was ist ihr Auftrag. Darum geht es diese Woche bei „angedacht“.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich den Satz das erste Mal gehört habe. Ich habe ihn mir jedenfalls gemerkt: „Eine Kirche, die sich zurückzieht und nur mit sich selbst beschäftigt ist, schafft sich selbst ab“. Das gilt vor allem für die Kirche in der Stadt.
Wenn eine Kirchengemeinde in der Stadt bestehen will, muss sie sich öffnen. Gerade in einer Stadt gibt es viele Anknüpfungspunkte. Dazu gehören kulturelle Angebote wie etwa die Landesbühne. Sie bringt Stücke auf den Spielplan, bei denen es oft um große Fragen menschlicher Existenz geht. Zu denen hat auch die Kirche eine Menge zu sagen. Themen und Texte von Kirche und Theater lassen sich verknüpfen und in Beziehung bringen. Ein anderer Anknüpfungspunkt ist die Historie: Die eigene Geschichte der Kirche und die Geschichte der Stadt. Dort gibt es freudige Ereignisse ebenso wie dunkle Kapitel. Die Kirche kann da auch eine besondere Form der Aufarbeitung beisteuern: die Erinnerung bedenken, Licht und Schatten betrachten und versöhnungsvoll in die Zukunft blicken. Außerdem stecken die Kirchen voller Bilder und architektonischer Besonderheiten. Sie sind Zeugnisse ihrer Zeit und lassen sich in einen Dialog bringen mit aktueller Kunst und Performance. Das Psalmwort deutet den Raum an für einen solchen Dialog zwischen Kirche und Kultur: „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen“. (Psalm 36, 6). Da ist also noch viel Luft für Kooperationen.
Rüdiger Schaarschmidt
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