Er kann sich nicht erinnern, wann er mal so zufrieden mit sich war – dass muss schon lange her sein. Es fühlt sich wohl und gut in ihm an – nach diesem ersten öffentlichen 10km-Lauf. Wenn er an die jubelnden Zuschauer im Streckenverlauf denkt. Er wusste gar nicht, dass er so empfänglich für Lob ist, dachte, er habe das nicht nötig. Lob war ihm immer suspekt, das war etwas für Bedürftige. Mit Kritik kannte er sich besser aus, vor allem wenn sein Lehrling wieder unsauber gearbeitet hatte. Seine Gedanken beginnen bereits wieder beißend-kritische Kommentare zu formen. Aber irgendwie will es ihm nicht  gelingen Die Bilder des Laufes erfüllen ihn immer noch mit einem Glücksgefühl. Sie ziehen vor seinem inneren Auge vorbei, und es scheint ihm, als erkenne er in der jubelnden Menge ein Gesicht das ihm wohl vertraut ist. Er beschließt am nächsten Morgen seinen Lehrling zu loben – ist schon längst mal fällig, denkt er wohlwollend. 

 

Juliane Kallusky

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