Kennen Sie das Märchen vom Fischer und seiner Frau? Es ist ein Lehrstück über die Maßlosigkeit und ihre Folgen. Ein Fischer, der mit seiner Frau in einem Pisspott lebt, fängt einen Butt. Dieser fleht ihn an, er möge ihm die Freiheit schenken, denn er sei ein verwunschener Prinz. Der Fischer erfüllt ihm diesen Wunsch und erhält im Gegenzug das Versprechen, von nun an werde der Butt ihm jeden Wunsch erfüllen. Nun ist der Fischer eigentlich wunschlos glücklich. Aber seine Frau, der er von dieser Begebenheit erzählt, hat einen Wunsch nach dem anderen. 

Und der Butt erfüllt dem Fischer alles, was seine Frau begehrt, so dass sie die Karriereleiter immer weiter hinaufklettert und Königin, Kaiserin, ja schließlich Papst wird. Dann jedoch will sie Gott werden – und findet sich im Handumdrehen wieder in ihrem Pisspott!

Dumm gelaufen, so sollte man meinen. Aber im Grunde ist dieser Ausgang der Geschichte noch recht glimpflich. Die Frau will Gott werden – und alles kehrt sozusagen zum Ausgangszustand zurück. Unsere heutigen Maßlosigkeiten könnten viel schlimmere Wirkungen nach sich ziehen. Jedenfalls sollten wir die Mahnung ernstnehmen: Nicht „göttlich“ sollen wir zu sein versuchen. „Wirklich menschlich werden“ – das wär’s; damit hätten wir genug zu tun. Und: Dieser Bemühung hat Gott seinen Segen zugesagt.

Jörg Zimmermann, Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde Sande

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