Wie ist es, wenn man der Sohn eines berühmten Vaters ist, dessen Namen trägt und auch noch denselben Beruf hat wie er? Heute steht ein Kreuz in meinem Kalender für den Todestag von Lukas Cranach dem Jüngeren. Das schwerste Buch in meinem Regal heißt: Die Malerei der deutschen Renaissance. Eindrucksvolle Gemälde finden sich darin. Viele von Lukas Cranach – allerdings dem Älteren. Ein einziges Bild aus dem Buch ist von seinem Sohn. Es zeigt den berühmten Vater. Von Lukas Cranach dem Älteren werden wir wieder viel sehen in diesem Jahr. Schließlich ist Reformationsjubiläum und er hat sie alle gemalt, die wichtigen Menschen der Reformationszeit und die wichtigen Themen des Glaubens. Und der Sohn? Er hat vom Vater gelernt. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder arbeitete er in der väterlichen Werkstatt. Wie sein Vater bekleidete er wichtige öffentliche Ämter. Und er wurde wohl unterschätzt. Viele seiner Werke wurden ihm gar nicht zugeordnet, seine neue Bildsprache spät erkannt und gewürdigt. Erst heute. Manchmal braucht es länger als ein menschliches Leben, um aus dem Schatten eines berühmten Vaters zu treten.

 

Natascha Faull, Vikarin an der Christus- und Garnisonkirche Wilhelmshaven

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