Diesen Sommer hatte ich das große Glück viel reisen zu können. Zu Beginn meiner Reise hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Ich stand in der Boardingschlange. Ein paar Meter vor mir war ein Mann mit langem Bart, braunem Teint und einem längeren Gewand. Sofort ging bei mir der ANgstfilm los: Was wenn der jetzt ein Attentat plant? Was wenn in seinem kleinen Köfferchen eine Bombe tickt? Ich erschrak. ich weiß nicht, worüber mehr: Über meine plötzliche große Panik oder über mich selbst, die ich diesen Mann, weil er aussah wie er aussah einfach verdächtigte, dass er ja ganz gewiß Böses im Schilde führe. Dieser Schreck ließ mich innehalten: Wer bin ich, dass ich zu wissen glaube, wie dieser Mensch ist, ohne ihn zu kennen? Warum verbinde ich mit Bart und längerem Gewand Terrorismus. Klar, die mediale Prägung und die derzeit berechtigte Sorge, aber unterm Strich: WIe übergriffig! Es gibt einen Unterschied zwischen einem guten auf sich acht geben und einem sich von der Angst bestimmen lassen. Angst kommt von Enge, und ich habe immer wieder die Wahl, mich für die Freiheit zu entscheiden. Gottseidank.

 

Carola Unser

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