Vor drei Jahren waren wir in Frankreichs Hauptstadt, um unsere Tochter Clara zu besuchen, die hier ein Freiwilliges Soziales Jahr machte. Und natürlich wollten wir die Stadt der Liebe kennenlernen. Am Sonntag um 10 Uhr gingen wir in den Gottesdienst. Gemeinsam feiern. Ich verstand nicht ein Wort. Als Fachmann merkte ich zwischendurch, ach ja, das könnte jetzt der Psalm sein; das könnte jetzt – ach nein – doch nicht. Eine Sprache verbindet, aber eine Sprache trennt auch. Nichts zu verstehen bedeutet auch, außen vor zu sein und sich ausgegrenzt zu fühlen.

Ich bin so ein Sprach-Dilettant, denke ich, und es ist mir ganz unangenehm. Ich würde mich so gerne etwas mehr unterhalten. Abends waren wir dann bei meiner Tochter und besuchte sie bei ihrer Arbeit. Ab und zu übersetzte sie etwas für mich. Nachdem wir in unsere Ferienwohnung gegangen waren, sagte ein Franzose zu Clara: Deine Eltern sind ja ganz nett, aber Dein Vater ist etwas schüchtern, nicht wahr.

Daran muss ich jetzt öfter denken, seit wir in unserer Gemeinde etliche Menschen haben, die unserer Sprache nicht sprechen. Wie gehen wir mit ihnen um? Morgen mehr davon.

 

Frank Morgenstern

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