Es war eine Tradition: Der Blick vom Parkplatz rüber zum Kirchenfenster, das brennende Licht und das erste „Moin“ beim Küster. Oder der Schnack in der Kaffeepause mit der Kollegin aus dem Büro über mir. Das fehlt mir. Das merke ich jetzt, wo ich hier in Wilhelmshaven noch keine Traditionen hab. Es sind weniger Traditionen als Selbstverständlichkeiten. Es sind vertraute Gesichter, die immer zur gleichen Zeit mit dem Hund Gassi gehen. Außer einem Moin haben wir nie gesprochen, aber es fehlt etwas, wenn ich sie jetzt nicht mehr sehe. Es ist das Wissen darum, welcher Mensch mich gleich beim Bäcker über den Tresen hinweg anlächeln wird. Ich würde sie gern festhalten, diese Selbstverständlichkeiten, die mir lieber geworden sind, als ich gedacht hätte. Aber sie loszulassen, es gut sein zu lassen, ist nicht das verkehrteste. Es gibt neue Selbstverständlichkeiten, die darauf warten entdeckt zu werden und die darauf warten, dass ich mich an ihnen freue. Vielleicht ist das Loslassen eine ganz gute Übung. Kaum eine Selbstverständlichkeit ist so selbstverständlich, dass sie ein Leben lang bleibt. Nur der eine. Er ist und bleibt und erscheint trotzdem immer wieder neu.

Daniela Surmann, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Willehad

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