Ich bin Priester in der nördlichsten Festlandsgemeinde unseres Bistums, im Wangerland. Eine meiner Hauptaufgaben ist die Urlauberseelsorge. Neben den Kirchen St. Ansgar in Hooksiel und St. Marien in Schillig gehören zwei große Campingplätze während der Saison zu meinem Gemeindegebiet.

Auch wenn die Ferienzeit vorbei ist und mancher sich schon wieder auf die kommenden Herbstferien freut, möchte ich Ihnen und Euch in dieser Woche von Erlebnissen des zurückliegenden Sommers erzählen.

Eigentlich rechnen wir hier an der Küste im Sommer ja nicht mit einem heftigen Sturm. Sicher, es gibt schon einmal ein Gewitter und dann bläst es auch in Böen stürmisch, aber so einen Sommersturm, wie im Juli dieses Jahres, habe ich hier noch nicht erlebt. Mit einem der Priester, die mich während der Hauptsaison in der Gemeindearbeit unterstützen, sitze ich nach einem späten Abendbrot noch in der Küche des Pfarrhauses. Natürlich sind Wind, Sturm und Regen das Thema. Einfach blöd für die Urlauber! Immerhin ist das auf den Campingplätzen noch einmal eine ganz andere Sache als in einer Ferienwohnung oder einem Haus. Der Klingelton meines Telefons unterbricht das Gespräch: „Herr, Pfarrer! Wir brauchen Hilfe. Uns ist das Zelt weggeflogen. Ich bin hier mit meinen beiden Kindern und meinem Mann auf dem Campingplatz! Ich weiß nicht, was wir jetzt machen sollen!“ Die Frau ist aufgeregt und brüllt gegen den Wind an in ihr Mobiltelefon. „Wir haben hier schon beim Wirt im Lokal gefragt, was wir machen sollen! Der hat uns ihre Nummer gegeben. Was sollen wir denn jetzt machen?“ „Packen Sie ein, was sie noch zu fassen kriegen und dann kommen Sie erst einmal zum Pfarrhaus. Das steht direkt neben der Marien-Kirche“, sage ich ihr!

Die Sommerkirchenteamer, die in unserem Gruppenferienhaus hinterm Deich untergebracht sind, sind rasch informiert. „Klar, kommen die Leute hier zu uns ins Haus! Ein Zimmer ist eh noch frei!“ Die Gesichter der vier auf diese Weise gestrandeten Leute werde ich nie vergessen. „Ich muss Sie jetzt einfach mal in den Arm nehmen“, sagt die Mutter von zwei  Kindern überglücklich. „Na, klar!“

 

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