Wie werden sie wohl morgen in Chemnitz und Köthen den 3. Oktober feiern. Oder soll ich sagen begehen, aufmarschieren? Auch bei mir beginnen sich gewisse Bilder und Vorurteile festzusetzen. 28 Jahre nach Mauerfall und Einheit heißt es im Bericht zum Stand der Deutschen Einheit aktuell, dass die sogenannten Alten und Neuen Bundesländer wirtschaftlich immer noch auseinanderliegen. Viel schlimmer wirken die Mauern in den Köpfen. Einer sagt mir: Wenn überhaupt, dann reise jetzt nach Sachsen, nächstes Jahr regiert dort die AFD.“ Der Dt. Ev. Kirchentag hat letzte Woche erklärt, die sei AFD 2019 in Dortmund unerwünscht.

 

Es ist ein bisschen wie bei den Brüdern Jakob und Esau. Erst fühlt sich der eine um sein Erbteil betrogen, zuletzt trachten sie sich nach dem Leben und laufen voreinander weg. Es dauert lange, doch es kommt zur Versöhnung, als keiner mehr damit rechnet. Jakob schickt Boten zu seinem Bruder Esau mit einem Friedensangebot und großen Geschenken. Sie gehen aufeinander zu. Esau spricht: „Behalte, was du hast. Du hast mich freundlich angesehen.“ Bilder und Vorurteile werden ausgeräumt. „Und sie fielen sich in die Arme und weinten.“

Wie viele werden morgen in Ost und West für die Wiedervereinigung danken und um Versöhnung beten. Wir sind mehr.

 

Christian Scheuer, Kreispfarrer des Ev.-luth. Kirchenkreises Friesland-Wilhelmshaven

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