Das leise Quietschen dringt bis nach oben ins Haus. Sogar nachts weckt es manchmal mein Ohr. Immer wenn die Heizung anspringt, setzt die aufsteigende Wärme an der Fensterbank die kleine Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge in Bewegung. Die Könige machen sich wieder auf den Weg, die Krippe zu umrunden. Manchmal in schwindelerregender Schnelligkeit, als müssten sie noch eben die letzten Geschenke besorgen. Nicht nur Gold, Weihrauch und Myrrhe sind aktuell einfach nicht zu bekommen. Nie käme ich auf die Idee, der Pyramide einen Tropfen Öl zu spendieren. Denn Jahr um Jahr macht mir dieser vertraute Ton den Advent hörbar. Gerade in diesem Jahr läuft vieles so anders und gar nicht rund. Eigentlich ist alles ziemlich schlimm. Die Großeltern haben für den Heiligen Abend abgesagt. Und unser „O du fröhliche“ dürfen wir in der wunderbaren Atmosphäre der dunklen Kirche vor dem beleuchteten Baum auch nicht miteinander singen. Da bin ich froh um jede vertraute Kleinigkeit, die mich an die Weihnachtsbotschaft erinnert. Den zarten Tönen der Weihnacht nachzuspüren, ist vielleicht die Chance in diesem besonderen Jahr. Solche vertrauten Töne, und sei es ein leises Quietschen, lassen uns hoffen. Ich wünsche allen gute Geduld und dennoch eine schöne Vorfreude auf die Weihnacht, die nun schon fast vor der Tür steht.

Pastor Tom Oliver Brok

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