Manche Menschen verstehe ich einfach nicht. Ich verstehe ihre Boshaftigkeit und ihre Beleidigungen nicht. „Kein Mensch ist von sich aus böse. Jeder Mensch hat ein gutes Herz.“ Aha. Ich könnte direkt einige aufzählen, die es ihren Mitmenschen zumindest sehr schwer machen dieses gute Herz, diesen guten Kern zu finden. Nach einem gewissen Maß an Unverschämtheiten landen diese Menschen in der Kategorie „Immer wieder schön, mich von Dir zu verabschieden“. Eine Frau aus eben jener Kategorie begegnet mir neulich in der Stadt. Sie hat gesehen, dass ich sie gesehen habe und ich habe gesehen, dass sie mich gesehen hat. Sie scheint das gleiche zu denken, wie ich. Dann kommt sie auf mich zu. „Hallo, haben Sie vielleicht kurz Zeit?“ ohne die Antwort abzuwarten und meinen Blick auf die Uhr ignorierend, spricht Sie weiter. „Ich habe mal nachgedacht über unsere Gespräche. Das war nicht richtig, was ich da gesagt habe. Können Sie mir das verzeihen?“ Jetzt stehe ich da und mir fehlen die Worte. „Ähm…“, stammel ich, „also ähm… wissen Sie…“ Wir gehen ein Stück gemeinsam und sprechen. Und am Ende der Fußgängerzone finde ich es fast schade, mich von ihr zu verabschieden.

 

Daniela Surmann, Pastoralassistentin in der Pfarrei St. Benedikt

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