Wenn jemand „von Pontius zu Pilatus läuft“, ist damit gemeint, dass er oder sie viele anscheinend unnütze Wege gehen muss, um ans Ziel zu kommen. Etwa zu Behörden. Passierschein A38 lässt grüßen. Seinen Ursprung hat diese Redensart im Lukasevangelium. Jesus wurde nach seiner Verhaftung zunächst zum jüdischen Hohen Rat gebracht, der ihn anschließend an den römischen Statthalter Pontius Pilatus übergab. Pilatus schickte ihn, weil er nichts mit ihm anzufangen wusste, an König Herodes. Er und seine Soldaten verspotteten Jesus, schickten ihn aber anschließend zu Pilatus zurück. Dieses ratlose Hin- und Herschieben Jesu zwischen den verschiedenen Instanzen wurde zu „von Pontius zu Pilatus laufen“verkürzt. 

Bemerkenswert dabei ist die Ruhe, die Jesus ausstrahlt. Er ist in all der Ratlosigkeit und dem Chaos der Souveräne und Überlegene, auch wenn es mit dem Todesurteil endet.

Das wünsche ich mir für mich auch. Manche Entscheidungen oder Prozesse dauern lange – gerade in Kirche – so scheint es. Die eigene Souveränität und das eigene Stehvermögen nicht zu verlieren, das wünsche ich mir und allen, die mir mit auf dem Weg von Pontius zu Pilatus sind.

Daniela Surmann, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Willehad

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