26. April 1986 – ein Samstag – nachts kurz vor halb zwei. Was hab ich da gemacht? Wahrscheinlich geschlafen – weiß nicht genau. Woanders – weit weg, in der Nähe der ukrainischen Stadt Pripyat – da schliefen sie nicht, sondern simulierten den totalen Stromausfall; wollten zeigen, dass die Kühlsysteme ihres Reaktors die Zeit überbrücken konnten, bis die Notstromgeneratoren anspringen. Zwei Tage später melden die Tagesthemen: Unfall im Kernkraftwerk von Tschernobyl. Noch einen Tag später ist klar: Es ist ein GAU, der größte anzunehmende Unfall. „Eine 30 km breite Sicherheitszone werde um Tschernobyl gezogen.“ Was ich in den Tagen nach diesen Nachrichten gemacht habe, weiß ich genau. Immer wieder haben wir die Meldungen gehört und gesehen; den Atlas aufgeschlagen: Wo ist das Unglück geschehen? Wo wären die 30 km-Zonen, wenn in Norddeutschland so etwas passierte. Wie ist die aktuelle Windrichtung? Wohin treibt die radioaktive Wolke? Dürfen Kinder noch im Sand spielen? Welche Nahrungsmittel sind belastet? Wie organisiert man eine Mahnwache? Hilft das was? – 35 Jahre danach: 1,2 Millionen Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser lagern auf dem Gelände des havarierten Kernkraftwerks in Fukushima. Nun soll das Wasser in den Pazifik geleitet werden. „Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben!“
Natascha Faull – Pastorin in Sengwarden
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