“Du bist ein Gott, der mich sieht“, so lautet die Jahreslosung für 2023. Der Text steht ganz am Anfang der Bibel. Auf diesen Seiten werden starke Geschichten erzählt über Menschen, die sich streiten, neu anfangen oder scheitern. Ganz besonders finde ich, dass diesmal eine Frau in den Mittelpunkt gestellt wird – die Magd Hagar. Das Ehepaar Abraham und Sarah können keine Kinder bekommen, denn Sarah ist unfruchtbar. So bittet sie in ihrer Verzweiflung ihren Mann, ein Kind mit der Magd Hagar zu zeugen. Doch die Schwangerschaft birgt Konfliktpotential, die Frauen demütigen und verachten sich. So flieht Hagar in die Wüste und betet zu Gott: „Du bist ein Gott, der mich sieht“. Wenn er hinsieht, verändert sich jedes Mal das Leben von Menschen. Die Jahreslosung 2023 zitiert erstmals einen Vers mit einem Text, der aus dem Mund einer Frau kommt. Und im letzten Jahr habe ich viele mutige Frauen gesehen. Sie legten ihre Schleier ab und schnitten ihre Haare in dem Wissen, welche Gefahr und welche Konsequenzen das für sie haben kann. Sie zeigen der Welt ihre Gesichter und machen die Welt aufmerksam auf Unrecht und Gewalt. „Seht hin, seht uns an, wir haben ein Gesicht und eine Stimme!“ Das sind meine persönlichen Gedanken zur Jahreslosung. Es gibt noch viele andere Gesichter und Sichtweisen zu diesem Text. Am Sonntag um 13.00 Uhr findet die Eröffnung einer Ausstellung im Südschiff der Christus- und Garnisonkirche statt. Einige Künstler haben Werke ausgestellt, die sie mit dem Text verbinden. Eine bunte und vielfältige Collage zur Jahreslosung. Kommen Sie gerne vorbei und sehen Sie hin.

Nicole Ringsdorf
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