Besonders bei den Seepferdchen habe ich mir als kleines Kind im Wilhelmshavener Aquarium immer die Nase platt gedrückt. Das geheimnisvolle und so anmutige Tier scheint aus einer anderen Welt zu kommen. Wie ein Zwitterwesen hat sich das Seepferdchen nicht entschieden, was es denn nun ist. Pferd wie am Kopf oder ist es Wurm wie am Körper. Wie ein Klammeraffe kann es sich mit dem aufgeringelten Schwanz im Seegras festhalten. Seine glubschigen Augen kann das Wesen unabhängig voneinander wie ein Chamäleon bewegen. Wer mit so bizarrem Aussehen die Bühne der Welt betritt, muss sich nicht wundern, wenn es für ein kleines Meeresungeheuer gehalten wird. Sein lateinischer Name Hippocampus bezieht sich im Mittelalter auf ein solches Wesen. Im 5. Schritt der Schöpfungserzählung lesen wir: „Und Gott schuf Seeungeheuer und alles Getier, das da lebt und webt. Davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art.“ Eines ist sicher: Das Seepferdchen ist nicht nur ein Wunder Gottes, das uns staunen lässt. Sondern es ist schlicht ein Fisch. Wenngleich ein ziemlich ungewöhnlicher. Und noch heute zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn meine Nase platt an der Scheibe klebt. Und ich über die Vielfalt des Lebens einfach nur staune und dem Himmel danke.
Tom Oliver Brok
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